Magersucht - die Angst vor dem Essen
Über die Probleme der "gesunden Ernährung" habe ich bereits ausführlich geschrieben.
Hier möchte ich jetzt auf einen Effekt eingehen, der damit in engem Zusammenhang steht:
Magersucht
Es wird in der Öffentlichkeit meistens so dargestellt, als würden Magersüchtige immer schlanker und schlanker werden wollen, weil sie das Gefühl für eine normale Körperwahrnehmung verloren hätten - so als würden sie sich immer als zu dick wahrnehmen, egal wie schlank sie sind.
Und so ist es aber nicht. So sieht es aus, aber so ist es nicht.
Weil die Ursachen von Magersucht nicht exakt gesehen werden, kann Magersucht auch nicht effektiv behandelt werden.
Es ist nämlich so:
Menschen hören auf zu essen, weil sie Angst vor dem Essen haben.
Genauer gesagt haben sie Angst, sich mit Essen zu schaden.
Jede Einnahme einer Mahlzeit ruft das Gefühl hervor, sich selbst damit in extremer Weise zu schaden.
Dieses Gefühl kann so stark werden, dass es dem Betroffenen unmöglich erscheint, noch irgendetwas zu essen.
Verursacht wird das Angstgefühl durch einen Jahrelangen Kampf gegen den eigenen Appetit.
Der Körper will sich über den Appetit etwas in einer bestimmten Menge holen und der Verstand glaubt aus bestimmten (falschen) Ideen heraus, das nicht zulassen zu dürfen oder nicht in der eingeforderten Menge.
Der Appetit ist ein lebensnotwendiger und starker Drang. Ihm zu widerstehen ist nicht sinnvoll und auch gar nicht so einfach.
Also wird der Kampf gegen den eigenen Appetit auch oft genug verloren.
Und dann geschieht folgendes:
Man isst "zu viel" oder "das Falsche" und hat ein schlechtes Gewissen dabei.
Man hat das Gefühl, sich jetzt mit dem Essen geschadet zu haben.
Und wenn sich das entwickelt, weitet sich das Gefühl, sich durch das Essen geschadet zu haben, so sehr aus, dass gar kein Essen mehr möglich ist.
Es gibt zwei Arten von Ursachen:
1. Abnehmen wollen
2. "gesunde Ernährung"
Im ersten Fall basiert das Gefühl, sich durch das Essen zu schaden darauf, weiter zuzunehmen. Der "Schaden" ist Übergewicht. Deshalb sind hier auch besonders Menschen betroffen, die ein gesteigertes, zum Beispiel berufliches Interesse haben, schlank zu bleiben.
Auf diesen Fall bin ich an anderer Stelle schon ausführlich eingegangen.
Hier geht es mir jetzt um den zweiten Fall:
Magersucht die aus den Ideen der "gesunden Ernährung" entsteht.
Vergegenwärtigen wir uns mal ein paar Ideen der "gesunden Ernährung":
- Zucker ist gar nicht gut
- nicht so viel Fleisch
- dafür mehr Gemüse
- Der Mensch ist eigentlich kein Getreide-Esser
- Morgens wie ein Kaiser, Mittags wie ein (hab ich vergessen), abends wie ein Bettelmann
- 2-3 Liter Wasser trinken (ganz schön anstrengend, so viel in sich reinzuschütten)
und und und
Das meiste davon läuft unserem natürlichen Appetit vollkommen zuwider.
Wenn der Konflikt mit dem Appetit lange genug läuft, hat man das Gefühl, wirklich gar nichts mehr essen zu können.
Und dann haben wir den Effekt, den man auch als Magersucht kennt - nur dass es von den Ursachen her weder etwas mit mager sein wollen noch mit Sucht zu tun hat.
Man hat Angst vor dem Essen. Egal was man isst, es scheint falsch zu sein. Jede Mahlzeit schadet unserem Körper - so fühlt es sich an.
Die Lösung ist, sich der Angst zu stellen und wieder zu essen, obwohl da das Gefühl ist, sich damit zu schaden.