Ideen, Verhalten, Erfahrung
Bezugnehmend auf die gerade behandelten Ernährungskrankheiten möchte ich noch einmal den Unterschied zwischen der ursprünglichen Annahme und der Unverträglichkeit, die sich daraus entwickelt, herausstellen:
Die ursprüngliche Annahme "Nahrungsmittel XY ist nicht gut für mich" ist in keiner Weise praktisch-materiell untermauert. Das hat man irgendwo gelesen oder gehört. Aber man hat das nicht erlebt oder erfahren.
Vielleicht hat in einer Zeitung gestanden "zu viel Zucker ist ungesund" oder "essen am abend ist nicht gut", aber der eigene Körper zeigt keine diesbeszüglichen Reaktionen.
Trotzdem wird die Idee geglaubt und es beginnt die Anstrengung, sich anders zu verhalten und das angenommen Schädliche zu vermeiden.
Die Unverträglichkeitserkrankung, die sich aus diesen Anstrengungen mit der Zeit entwickeln kann, die ist aber praktisch. Sie besteht darin, dass der Körper auf die als "schlecht" angenommenen Nahrungsmittel richtig handfeste Reaktionen zeigt.
Das zu erkennen ist wichtig:
Die ursprüngliche Annahme ist nur eine Idee. Sie erscheint zwar sehr real, weil der Informationsquelle aus irgendeinem Grund vertraut wird, aber es ist nur eine Idee ohne praktische Auswirkungen.
Wenn sich aus dieser Idee aber eine Erfahrung entwickelt hat, dann spürt man das ganz real: Die Idee hat sich als Erfahrung in unserem Leben verwirklicht. Die Idee begegnet uns als Erfahrung wieder.
Die Idee ist nur eine Idee, aber sie wird nicht als "nur Idee" gesehen. Sie wird als unumstößliche Realität angesehen, z.B.
- weil im gegenwärtigen Weltbild Wissenschaft als unbedingte Autorität gilt
- oder weil Kinder ihren Eltern erst einmal alles glauben.
Nun noch ein paar Bemerkungen zum Verhalten, welches das Bindeglied zwischen Idee und Erfahrung darstellt:
Wenn aus Ideen ernsthafte Einschränkungen unserer Gesundheit entstehen, dann ist das Verhalten, welches dazu geführt hat, nicht irgendeine kleine, beiläufige Marotte.
Sondern es ist eine Anstrengung, die erhebliche Mengen von persönlicher Energie in Anspruch nimmt.
Sie bestimmt das Denken des Betroffenen in großem Umfang.
Es ist eine harte und anstrengende Aufgabe, eine ernste Krankheit zu erzeugen.
Jemand der sich so sehr bemüht, ein bestimmtes Nahrungsmittel nicht oder nur wenig zu sich zu nehmen, welches sein Körper immer wieder verlangt, dass daraus eine schwere Krankheit entsteht - dessen Denken ist zu einem ganz erheblichen Prozentsatz mit nur dieser Aufgabe belegt.
Wir leben in einer "Fassadengesellschaft": Die meisten Menschen zeigen nach außen ein Bild, das mit ihrem wahren Innenleben noch nicht einmal ansatzweise auch nur das Geringste zu tun hat. Deshalb sind diese Verhaltensweisen auch nicht unbedingt äußerlich für andere Menschen auf den ersten Blick zu sehen.
Für den Arzt und für andere Menschen ist die gewaltige Anstrengung, welche die Krankheit hervorgebracht hat, nicht sichtbar. In gewisser Weise ist sie auch für den Betroffenen selbst nicht sichtbar, weil der Zusammenhang nicht gesehen wird. Die Anstrengung und die Krankheit werden entweder gar nicht in Zusammenhang gebracht oder auf die falsche Weise - nach dem Motto "Ich habe mich noch nicht genug angestrengt."
Man kann es dem Betroffenen aber auf geschickte Weise entlocken. Meistens sprudelt er das regelrecht heraus, wenn man ein bisschen über die Krankheit und sein Leben mit ihm spricht.
Es setzt aber auch ein gewisses Vertrauen voraus, weil die entsprechenden Angelegenheiten mit schlechtem Gewissen oder Peinlichkeit verknüpft sind.